Die psychotherapeutische Bedeutung der Vergebung

Vergebung kommt von Gott.

Siegmund Freud mahnt uns: Erkennen statt vergeben!
Die Verletzung bedeutet gegen die eigne Natur leben.

Ein Trauma führt zu einer Dissoziation
(ich bin in meiner Persönlichkeit in 2 Hälften geteilt)
Es spalten sich denken und fühlen.
Ich fühle mich von den anderen abgespalten.
Der anderere ist nicht mehr mein Nächster, sondern mein Feind.


Die Folge eines Traumas

- Eine Befindlichkeit der Hilflosigkeit

- Das Fehlen von Selbstvertrauen

- Ein Gefühl der Mitschuld am Geschehenen

- Ein Gefühl des Verlorenseins

- Schamgefühl

- Das Spüren hoher Verletzlichkeit


Eine Verletzung der Inimität führt zu übertriebener Schamlosigkeit oder Schamhaftigkeit

Eine Verletzung der Autonomie führt entweder zu zwanghaftem Verhalten, Perfektionismus oder zum anderen Extrem zu totalem Nichtstun und Verlust an Pflichtbewußtsein

Eine Verletzung des Selbstwerts (ob dramatisch oder nicht) führt entweder zu totalem Rückzug und zur Depression oder zur Aggression. Es findet eine Projektion der Verletzung im andern statt.

Eine Verletzung der Würde führt entweder zum Wahn oder zur Selbstauflösung

Alfred Adler: All mein Handeln ist zielgerichtet, auf die Zukunft ausgerichtet, mit Kreativität.
Ich bin aber auch ein Teil der Zeitlosigkeit.
In letzter Instanz ist die Würde des Menschen unverletzlich.

C.G. Jung: Was auch immer ich tue, ist Gott gegenwärtig.
Täter, Opfer, Umwelt betrachten.

Neueste Forschung: Immunologie im Blut und im Gehirn:
Unser Blut ändert sich innerhalb weniger Minuten,
abhängig von einer kränkenden Umgebung oder einer wohlwollenden Umgebung,
ob die andern aggressiv sind oder ob ich geschätzt werde.


Das Aussprechen eines Wortes allein verändert schon die Zellen.

Psychosomatik:
Die Krankheit ist der Versuch des Lebens, Leben zu erhalten
ohne Opfer oder Täter zu werden.


Humanistische Forschung:
Dort, wo meine Selbstverwirklichung blockiert wird,

kommen meine Aggressionen zum Vorschein.


Reinhard Teusch Studien zur Vergebung

Motive zur Vergebung:

  • aus sozialem Empfinden
  • Lösung von Schuldgefühlen
  • um den anderen zu verstehen
  • aus religiöser Überzeugung

Folgerungen:

  • Veränderung der Einstellung
  • eine neue, tiefere Beziehung
  • die Verletzung wird nicht vergessen, aber sie bleibt ohne Wirkung
  • bessere Selbstannahme

Einfach die Menschengrundrechte beachten!

Eine breite Bewegung in den USA sind die Forgiveness-Projekte: besonders Radical Forgiveness

Wichtig ist der Abschied von der Opferhaltung.
Die „böse Tat“ traf mich, gehört zu meiner Welt, ist Teil meiner Wirklichkeit.
Ich nehme alle Empfindungen achtend wahr.
Wir tragen Verletzlichkeit und alle Empfindungen in uns
wie Wut, Haß, Zorn, Freude.
Was geschehen ist, mußte geschehen.
Die Empfindungen zulassen und spüren.
Vergebung ist erst dort möglich. wo ich in alles hineingehe,
den Aspekt Gottes nicht ausblende (sub specie aeternitatis).

Beispiel: Verleumdung.
Was, wo, wie tief hat es mich getroffen?
Was ist mein Schema, mit dem ich darauf reagiere?
Was ist mein Wunsch?
Was ist meine herzhafte Abrechnung?
Was verletzt mich am meisten?
In sich hineinspüren! Achtsam sein.
Wie gehe ich damit um?
In welcher Zeitperspektive?
In welcher Haltung? Passiv? Verletzlich?
Habe ich den Wunsch selber zu verleumden?
Wann muß ich verletzen?


Die Gruppe als Container (Bion 1979), Psychotraumatherapie:
Container von abgespaltenen Affekten, entgiften der Affekte.

Der Therapeut wird mitspielender Partner.

Wir sind im Fleisch verbunden.


Vegebung, Kommunion, Agape. Wie Vergebung möglich ist.
Gemeinsames Sein ist wesentlich.


Biopsychosoziale Aspekte berücksichtigen. Es geht um Leib und Psyche.
Zunächst Beziehung aufnehmen.
Ein Stück Dasein real werden lassen.
Stabilisierung, Distanzierung und Containment ist notwendig.
Körperliche Ressourcen nützen.
Die Verletzlichkeit und Hilfsbedürftigkeit des Menschen sehen.
Menschsein ist geprägt von Freiheit, Kreativität und Mitverantwortung.